Lange warteten die Basketballer der Lessing-Schule auf diesen Tag. Am 14. Februar 2020 war es dann endlich soweit: Die Finalrunde der Bezirksmeisterschaft stand an. Nachdem zuvor die Stadtmeisterschaft souverän gewonnen und die Zwischenrunde überstanden wurde, sollte endlich zum ersten Mal in der Geschichte der Lessing-Schule der Traum des Gewinns der Bezirksmeisterschaft verwirklicht und die damit verbundenen Qualifikation für die Basketball-Landesmeisterschaft Nordrhein-Westfalen erreicht werden.
Dass dies alles andere als einfach werden sollte, war spätestens bei dem Blick auf den Spielplan klar. Dennoch keimte das erste Mal leichte Hoffnung auf als feststand, dass die Finalrunde in der Turnhalle an der Dördelstraße stattfinden, ein nicht zu unterschätzender Heimvorteil bestehen und die Unterstützung der Zuschauer*innen sicher sein würde.
Es war also alles für ein echtes Basketball-Fest angerichtet. Was dann geschah, übertraf aber selbst die kühnsten Erwartungen:
Direkt im ersten Spiel der Finalrunde sollte es zum großen Showdown gegen die ewige Konkurrenz aus Hagen, in diesem Jahr vertreten durch die Hildegardis-Schule, kommen. Während in den Vorjahren immer die Hagener Gymnasien das glücklichere Ende für sich verbuchen konnten, war das klare Ziel, dass sich in diesem Jahr endlich das Blatt wenden sollte.
Und tatsächlich, an diesem Tag sollte den eigenen Korbjägern nahezu alles gelingen. Selbst der coachende Lehrer Herr Pakularz, der sich trotz des Top-Kaders von Hagen, der mit Jugendbundesligaspielern gespickt war, als einer von wenigen bereits vor dem Spiel vorsichtig optimistisch zeigte, musste sich ein ums andere Mal verwundert und begeistert die Augen reiben. Taktische Anweisungen wurden perfekt umgesetzt, Hagener Spieler nahezu mühelos umdribbelt und der Korb aus allen Lagen perfekt getroffen. Zur Halbzeit stand es folglich 18:5 für die Lessing-Schule, was wahrscheinlich niemand zuvor auch nur zu träumen gewagt hatte.
Wer gedacht hatte, dass damit der Sieg aber bereits sicher sei, kennt die Schnelligkeit des Basketballsports nicht und musste sich bereits nach wenigen in der zweiten Halbzeit gespielten Minuten eines Besseren belehren lassen. Unter dem Druck der Hagener Full-Court-Presse schmolz der Punktevorsprung Angriff um Angriff, sodass – auch weil die in der ersten Halbzeit noch mühelosen Korbabschlüsse der Lessing-Basketballer nicht mehr so präzise ihren Weg ins Ziel fanden – dem Hagener Team kurz vor Ende der 30:30-Ausgleich gelang. Die Spannung war so groß, dass alle anwesenden Personen den Atem anhielten und gebannt auf die Anzeigetafel schauten, die nur noch 30 Sekunden Spielzeit verkündete. Unter den Anfeuerungsrufen ihrer Mitschüler*innen startete die Mannschaft der Lessing-Schule einen letzten Angriffsversuch. Über mehrere Stationen gelang der Ball in die gegnerische Zone, der Weg zum Korb schien aber versperrt, während die Spieluhr kontinuierlich herunterlief. Lediglich zehn Sekunden verblieben noch als endlich der Ball in Richtung Hagener Korb flog.
Dieser tickt auf dem Ring auf, tanzt auf ihm – und fällt heraus. Mit einer puren Willensleistung kann der Rebound aber vom Lessing-Team gesichert werden. Direkt unter dem Korb springt einer der Lessing-Schüler wieder einmal am höchsten und versenkt den Ball im Netz. 32:30-Führung, eine verbleibende Spielzeit von nur noch vier Sekunden und das Hagener Trainerteam nimmt eine letzte Auszeit. Beide Teams erhalten noch einmal taktische Anweisungen, bevor es zurück aufs Feld geht. Hagen greift über die rechte Seite an, wird aber von einer leidenschaftlichen Bochumer Defense gestoppt und zu einem Distanzwurf gezwungen, der sein Ziel verfehlt. Die Zeit scheint stillzustehen, dann ertönt aus der Pfeife des Schiedsrichterteams endlich der Abpfiff und es ist vollbracht. Der Rest ist purer Jubel, in dem der Schulleiter Herr Saade als einer der ersten Gratulanten die Mannschaft der Lessing-Schule zu dieser tollen Teamleistung beglückwünscht.
Beflügelt von diesem Erfolg konnten auch die beiden folgenden Spiele gegen das Städt. Gymnasium Bad Laasphe (Kreis Siegen-Wittgenstein) und das Conrad-von-Soest-Gymnasium (Soest) mit 46:7 bzw. 38:10 souverän gewonnen werden, wobei die Zuschauer*innen nicht nur eine bemerkenswert konzentrierte Verteidigung der Korbjäger der Lessing-Schule, sondern auch das ein oder andere Kunststück mit dem orangenen Leder und viele gut herausgespielte Korberfolge bestaunen und lautstark bejubeln konnten.
Dann war es endlich geschafft und nach dem Abpfiff des letzten Spiels gab es kein Halten mehr: Gemeinsam mit den Auswechselspielern und Herrn Pakularz stürmten alle anwesenden Mitschüler*innen und Lehrer*innen auf das Feld. Zusammen feierte man das eigene Basketballteam, das in der langen Geschichte der Lessing-Schule das erste Mal die Basketball-Bezirksmeisterschaft gewinnen konnte und somit am 04. März in Paderborn bei den Landesmeisterschaften zu dem illustren Kreis der sechs besten Basketballschulmannschaften Nordrhein-Westfalens gehören wird. Egal, wie die Spiele dort ausgehen werden, eins steht fest: Die gesamte Lessing-Schule ist stolz auf ihre Basketballer!
Jan Pakularz